ERLÄRUNG: UNZUFRIEDEN
ich bin unzufrieden. ich kann meine unzufriedenheit sogar erklären
- erklär sie dir selbst
irgendwo hatte ich mal versucht auszuführen, wie das ist, mit dem bloggen, der musikalischen improvisation, dem suchfeld
- handlungen in situationen mit unvollkommenen information über
...
eins nach dem anderen. schritt für schritt. jetzt stelle ich mir aber vor, daß ich dieses schneefeld hinaufwill. da oben hin. das ich also hier den hang im zick-zack ansteige. dort ist aber der schnee zu weich. also quere ich nach links. von dort nach oben. dort oben ist jetzt aber, wie ich nun sehen kann, ein senkung, deswegen quere ich weiter nach links. deswegen quere ich nun noch ein wenig mehr, steige hier gerade hinauf ein paar schritte.
- zwischendurch hast du dein ziel geändert?
- dein zwischenziel?
- ich habe mein ziel in abhängigkeit von den gegebenheiten neu bestimmt
- und die gegebenheiten in abhängigkeit des zieles
- gegebenheiten ausgewählt und geschaffen in anbetracht des zieles
- das sich ständig ändert
- das ziel ist also nicht fix?
- das ziel bewegt sich, verändert sich, und mit ihm verändern sich die schritte
- sogar die, die du schon gemacht hast?
- sogar die, die ich gemacht habe. das sich ändernde ziel verändert die gemachten schritte
- die schritte bleiben in wirklichkeit aber doch die selben
- in wirklichkeit ja. das erfasst der wirklichkeitssinn
- und welcher sinn erfasst das ziel?
- und welcher sinn erfasst das zukünftige ziel und die zukünftign schritte, die ich eben jetzt mache?
...
man schreibt einen eintrag in einen blog. dieser eintrag bezieht sich auf das, was im blog schon steht.
- er bezieht sich auch auf etwas anderes: etwas, was man sagen will
nun schreib einen neuen eintrag. dieser bezieht sich auf das, was im blog schon steht, inklusive des vorherigen eintrages.
jeder neue eintrag bezieht sich sowohl auf das, was dort steht, als auch auf das, was dort noch stehen wird
- auch wenn es dort noch nicht steht?
- auch wenn es dort noch nicht steht.
- was dort noch nicht steht: als ganzes: was man sagen will
(deswegen diese technische änderung: im blog ist alles, was man geschrieben hat, als archiv verfügbar. das archiv verweist aber jeden eintrag nur auf die vergangenheit
- verweist den eintrag in die vergangenheit
- wie verweise ich den eintrag auf die zukunft?
- du brauchst dringend den programmierer, den du nicht bezahlen willst
...
eine birne gekauft am strassenrand, marktstand, in der stadt, in der innenstadt, auf dem weg zum marktplatz. die fruechte angefasst und aufs taktile getestet, mit zeit. der verkaeufer verpackt die einzelne birne in eine klare plastiktuete. mit der nase zu testen waer eins zuviel gewesen. aber auch so gehoert dieses genrebild woanders hin -
SELBSTGEWÄHLTES UNGLÜCK
dabei hatte er ja nicht das unglueck gewählt, sondern nur die situation, in der er jetzt unglücklich war. dies aber machte es schwierig, dass unglück zu teilen, selbst es mitzuteilen. kopfhörer auf, und musik an: BE CAREFULL WHAT YOU WISH FOR/ CAUSE YOU JUST MIGHT GET IT
gesellschaftlich konformer individualismus: wer selbstgewählt glücklich sein will, und glück nur als selbstgewählt erkennt, der versteht auch sein unglück als selbstgewählt und unteilbar.
... vielleicht geht es bei "man with a golden arm", "wendy und lucy", oder dejavu/eminem darum, zwischendurch zu erwähnen, dass in den meisten leben einiges schief läuft
- wie alt bist, wann lebst du eigentlich, meinst du der gedanke sei neu
goetz stellt in klage den unzulässigen zusammenhang von rauchverbot und jenen jugendlichen her, die in einer münchener u-bahn einen rentner zusammengeschlagen haben
fuer beides koennen zahlen stehen
zeit und geld
dreizehnkommasieben milliarden waeren eine unvorstellbar grosse zahl
finde ich nicht wenn ich sie lese
nun die zahl der jahre seit dem urknall
erscheint ploetzlich klein
den milliarden die vom buchgeld vernichtet oder staatlich garantiert
1951 waren noch immer geschaetzte 40000 jugendliche obdachlos und streiften in den besatzungszonen umher.
ihre mutter drücke ihr 10 euro in die hand, und sage: hab spass. ich zucke zusammen, wie ich diesen traum höre;
- was ungerecht ist.
- es trifft mich.
ich starre die wand an. ich sollte, ich wüsste, mir ist schon klar. last des wissens um das selbst. sagt mir nichts, sei einfach mal still, sieh dich selber an
- an der wand
- selber an der wand
rauchfasertapete, materialität, nothing special
VOR GERICHT UND AUF HOHER SEE
das protokoll der aussage ist in ganzen saetzen abgefasst. es gibt keine spiegelstriche, keine bullet-points, keine textstyle (kursiv, fett ...). hin und wieder wird etwas hervorgehoben, in dem der text zentriert wird.
- "kein layout"
- und du denkst darueber nach, warum luhmann in seinen buechern keine grafiken benutzt.
was ist diese kapazitaet der sprache, sich in reiner folge einen sachverhalt anzueigenen, und warum
...
der angeklagte schoss dem fluechtenden sachverhalt neun bullet-points in den ruecken
...
parlamentarische feierstunde - sprechakttheoretische demonstration.
die abgeordneten namen das gesetz zur abschaffung des adels und aller seiner privilegien an. damit gab es keinen adel mehr.
- man denkst sich das ja immer so: das die gesellschaftsform am ende war, das sich das "entwickelte". stattdessen: wurde eine entscheidung getroffen.
die vorstaendin mokierte sich, dass die gesetzgebung in der republik so ein "herumgeeiere" sei. so unmutig. man muesse eben nur ein gesetz abstimmen, wenn man etwas wollte.
DREI, ZWEI, EINS
komoedie dritte fassung
besetzung
vier oder mehr, geeignet, zwei herren, einen mann und eine junge frau, alles zugleich und einiges anderes wieder zu geben
orte und zeiten wechselnd
PROLOG
- ende der zwanziger jahre des vergangenen jahrhunderts, ein halbes jahr vor dem sogenannten schwarzen freitag, wurde der deutsche automobilhersteller opel an den amerikanischen automobilhersteller general motors verkauft
- daran anknuepfend schrieb ein dramatiker im selben jahr eine komoedie, in der ein bankier und automobilfabrikant seine automobilfabrikation an einen amerikanischen trust verkauft
- verkaufen will
NORRISSON: seit einem halben jahr verhandle ich schon
ohne einschaltung des grossen amerikanischen kapitals sehe ich die zukunft sehr duester
ich muss
und zwar rasch
hier sind unsere fuenf autofabriken
es ist für uns eine lebensfrage
anschluss an diesen trust zu finden
- der dramatiker war ungar, er war durch seine stuecke zum millionaer geworden, sein stück wurde am volkstheater in wien in deutscher sprache uraufgefuehrt, im roten wien, der stueckeschreiber hiess molnar, manchmal wird noch sein wurschtl-prater-spiel liliom gegeben, das stueck kam gut an, bis zur weltwirtschaftskrise, spaeter fluechtete molnar vor den nationalsozialisten in die USA, ungarischer jude, verheiratet mit einer schauspielerin aus max-reinhardts truppe
JUNGSGESCHICHTE
wie und wann ist das junge mädchen zu einer grundfigur der zeitgenössischen deutschen literatur geworden? und das trifft die frage des personals wie die des genres: die figur : was ist das? eine aesthetische figur?
- deleuze: krieger und junges maedchen
...
es scheint mir, als gilt >in den buechern< noch das, was vor der gender-debatte in der sprache galt: der mann, dass ist das subjekt, nichts anderes (wenn er nicht der trottel, der idiot, der fremde, oder der vater ist).
Jungsgeschichte. Burli-Wunder.
...
mein vater fragt: erinnerst du dich an F.?
ich erinnere mich an F. : sie war mit uns im urlaub, eine freundin meiner schwester. woran ich mich erinnere sage ich nicht. ich erinnere mich an ihre sehr grossen schamlippen, die ich beim nacktbaden sah. ich war 8 oder 9. das blieb mir als eindruck.
seltsam, das so eine erinnerte episode sich wie aus einem philipp-roth-roman liest
- soll das eine legitimation sein?
...
ich solle doch bitte allen beteiligten diese und aehnliche peinlichkeiten ersparen
- man koennte sagen: ich fuehle mich verstanden. das ist so gemeint
- wie gemeint?
- ja, das ist peinlich. das muss man nicht sagen schreiben lesen. das ist das problem einer "jungsgeschichte". legitimation: nicht hinreichend. das etwas so war so ist so erinnert wird. am besten redet man ueber das alles gar nicht. schoen reine subjekte. oder im gegenteil: alles arschloecher.