Samstag, März 16, 2013

das ist jetzt fast 12 jahre her

NOTIZBUCH 10/VI/01 - 25/XII/01

gespräch zwischen zwei theaterstücken:
-naja, man wird ja auch nicht jünger
- ich hab's ja immer schon gesagt: augenblick, du bist so schön
etc.

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sie lagen also auf dem Sofa im Café Möbel: und suchten Worte mit 'M' (Mich Miebe Mich). Eine Stunde. Dann sagte sie: 'jetzt will ich unbedingt mit dir schlafen.' Er strahlt. Verbalerotik.
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wir telefonieren, und der einzige Grund, daß das Telefonat kein Ende findet, ist, daß wir die Phrase nicht finden, uns  der Zukunft zu versichern: Ciao? Bis bald? Ich liebe Dich?
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'Wann treffen wir uns?' 'Sag, wann du Zeit hast - ich hab ja Zeit.'
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In ihrem gnadenlosen anerkennen der Realität zittert er, weil er sich nicht vorstellen kann, daß 'das' gut geht (I.:  Männer haben immer viel spießigere Vorstellungen von Beziehung), daß es ihr darin gutgeht, bzw.: was will er denn, will  er das überhaupt (Realisation vs. Imagination einer 'glücklichen Verliebtheit')
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ALLE ARTEN VON VITAMINEN

Mal wieder eine Zigarette zu Ende rauchen.
Den Café nicht stürzen, den Whiskey nicht.
Nicht zur Ablenkung lesen.
Etwas notieren, für später vielleicht.
Eine Umarmung. Überhaupt: riechen.
Sich prügeln, sich küssen, jedenfalls: die Haltung verlieren.
Den Kopf gegen eine Wand lehnen.
So in den Augen herumdrücken.
Nicht grinsen, lächeln.
Unaufgeregt 'Alles wird gut'. Oder Tränen.
Oder warm angezogen sein und es merken.
Ein Frühstücksei essen.
Sinnlosigkeiten wie ein Spaziergang zu zweit.
Sich erschrecken, ohne Angst.
Ach sagen.
Musik hören: Schumann, Hip-Hop.
Zeitungen lesen.
Nichts mehr 'um' tuen.
Ins Kino gehen.
Stille, nicht schweigen.
Weg sein. Da sein.
Zu atmen
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... zum Beispiel einen Kaffee zu trinken. ich komme zu dir, und wir trinken einen Kaffe zusammen. den könnte ich sogar mitbringen (nur wäre er dann
kalt)...
heute zwischen 17.30-19 uhr
oder morgen zwischen 18 uhr und
oder freitag zwischen 13 und 15 uhr
oder samstag nachmittag
oder montag den 17.
oder dienstag 18. nach 15.30
oder mittwoch den 19.
oder den 20. oder den 21.
oder im kommenden jahr

und oder ist immer und oder
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"...Atmend verbrachte ich die Wartezeit;/
ich blickte in die Ferne/
und suchte den kommenden Punkt..."
(Jürgen Becker)
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früher war alles besser, auch die zukunft / wir haben ein zeitproblem, weil wir haben ja sonst nichts

Freitag, August 10, 2012

grundrisse eines kalküls des einzugs

knipse die lampe im bad aus, und im finstern nimm etwas vom badewannenrand und dreh den wasserhahn auf : zum einzug das inkorporieren der grundrisse

- du hattest nicht genug lampen für die verdoppelung der quadratmeter

- ich hätte eine stirnlampe. hüttenurlaub zu hause

- auch im berg finden die füsse ihre tritte meist ohne blick. «outdoor» 

- und wo es steil wird, drehst du dich halt um und steigst rückwärts hinab: hin und wieder ein blick über die schulter, meist aber tasten die zehen als ausgestreckte hände
doch da es die wohnung sein wird, taste dich nicht voran, beweg dich «wie selbstverständlich» im dunkel, wünsch keinen lichtstreif, mehr noch: «knipse die lampe im bad aus, und im finstern, zum einzug - die dimensionen, verhältnisse, abstände der wohung werden inkorporiert»

Samstag, Februar 25, 2012

let’s pretend to be human

zur strafe muss der regisseur seine gesamte gage an lifeaid von bob geldorf spenden – erschreckende ästhetische naivität

(let’s pretend to be human – kaserne basel)

Donnerstag, Februar 02, 2012

Museumskalkül

Ich beschliesse, ins Museum zu gehen. Ich werfe einen Blick auf die Bilder, dann gehe ich zum Eingang zurück, wo mich über den Künstler und sein Werk orientiere. Gehe wieder in die Ausstellung, gucke kurz auf die Bilder, dann auf die darunter stehenden Informationen zum Bild, und sehe das jeweilige Bild genauer an.

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Die Museumswärter, die aufstehen, wenn ich einen Saal
betrete, äussern sich nicht.

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Manchmal decken der Preis der Eintrittskarten noch nicht einmal die Kosten für
ihren Verkauf, für das Verkaufspersonal und die Gaderobe. Wenn es
günstiger ist, keine Tickets zu verkaufen, bekommt das Verkaufen etwas
ideologisches.

Mittwoch, Februar 01, 2012

Ich habe mir eure Namen gemerkt.

… Jugend  soll dem Bild entsprechen, das man von Jugend hat. Aktiv, frech, kritisch, präzise, begabt. Bei einem weiteren Bier diskutieren wir über das Problem, den Humor von Borat oder Adam Sandler mit den von Woody Allen geprägten Vorstellungen überein zu bringen. Wie genaue Analyse da eventuell helfen könnte. Ich erzähle, dass ich dank meines Jugendpresse-Ausweis als Teenie in die deutsche Erstaufführung von Pulp-Fiction geraten bin, damals, bei einem Filmkritiker-Symposium, und wie zwei Filmkritiker anschliessend den Film verrissen als blöde Unterhaltung - zwei Filmkritiker, die heute wiederum jeden Tarantino- Film kritisieren, weil er nicht so meisterhaft sei, wie Pulp-Fiction. Ich habe mir eure Namen gemerkt. Damals sass ich voll schlechten Gewissens ob meiner Hingabe für dieses Machwerk im Kino und hörte den beiden erschrocken beim Reden zu, bis ein niederländischer Filmprofessor aufstand, und in schlechtem Deutsch eine zwanzigminütige Analyse von Pulp Fiction vorlegte, die mich in ihrer Klarheit bis heute überzeugt - und ausserdem meiner Begeisterung für den Film Ausdruck gab.