Freitag, Februar 29, 2008

there will be blood beim nächsten oscar

wir saßen im kino (multiplex-standart), und nach 10 minuten konnte ich nicht an mich halten:
- wenn dieser film NUR EINEN oscar bekommen hat, wie großartig muß dann 'no country for old men' sein?
zu diesem zeitpunkt hatte der film mich zu sich hingerissen: die überscharfen bilder der landschaft; die historischen techniken des bergbaus; der dumpfe sturz in den schacht; diese mageren, gar nicht heroischen körper; der dreck, das öl, das schreieinde kleinkind - das physische des unternehmens ölsuche.

- there will be blood nach dem öl, maybe, aber davor kommen die knochen.

und dann wurde es dumm, und fad. und lang. und die bilder wurden auch immer schlechter.

- warum macht jemand einen film über die anfänge des ölgeschäfts, über den beginn der öl- und energiesüchtigen ära, um mir dann in jedem moment EINEN CHARAKTER vorzuführen? gibt's nichts interessanteres? oh, wie eigentümlich und zerstört war dieser mensch! huh! und was ihm nicht alles geschehen ist! sein junge taub! ein verrückter priester, der auch nur geld will! aber der mann ist selbst ja auch so zweilichtig! und kaputt!
und so weiter.

und da der film sich mit nichts anderem als seinen charactervollen gestalten beschäftigt, als gäbe es nichts zum öl und zur technischen entwicklung und zur weltwirtschaftskrise zu sagen, sind die verbleibenden zweidrittel - langweilig.

mit hollywood hat das nichts zu tun. gegenüber dem paten – oder, um aktueller zu bleiben – american gangster – ist 'there will be blood' ein hupferl in die gegenaufklärung: nicht gesellschaft, nicht wirtschaft, nicht genre interessiert mehr, hier sind die großen menschen zurück. sie sehen zwar nicht so fit aus wie früher, und geben sich auch gerne den anstrich des widerständigen, aber im grunde geht es ums tragische schicksal, nicht mehr ums ganze. weniger als breitwand.

- und was sagt das jetzt über 'no country for old men'?

(dass daniel day-lewis den oscar dafür gewonnen hat, liegt offenbar daran, dass sich die academy eines so offensiven bettelns um den preis nicht erwehren konnte:
- wie in 'jesse james' mit brad pitt
wird auch in 'there will be blood' einmal alles vorgeführt, was den amerikanischen weltklasseschauspieler ausmacht: vom lachen ins weinen kippen oder auch zurück; die psychische zwangslage, die in befreiung umgemünzt wird; das spiel mit kindern; das älter werden; die undurchsichtigkeit, die tiefe suggeriert etc. pp.

- mehr dazu an anderer stelle