Dienstag, September 30, 2008

Ich mein das schon so

, sagte dietmar dath bei seiner lesung über "abschaffung der arten". eine geschichte über einen zombie sei also zunächst einmal eine geschichte über einen zombie, und nicht eine geschichte über arbeitslosigkeit, als zombie-geschichte verpackt.

damit könnte die diskussion beendet sein. "ich mein das so" gemeint als absage an eine bestimmte diskursivität: wozu einen science-fiction-roman schreiben, wozu von genten und peroinfoplexen (oder so) schreiben.

riru mag die ersten sechzig seiten sehr. ich lese durch kritiken im netz und amüsieren mich an der offenbaren provokation, die die nominierung für den buchpreis der "abschaffung der arten" darstellt, jedenfalls für die mehrzahl der rezensenten. anschließend könnte man zur barthes'schen konversion von wert in theorie übergehen. ich mag/ich mag nicht -> ich mag nicht musik in der ubahn -> weshalb musik in der ubahn abzulehnen ist.

stimmt aber garnicht. denn "ich mein das schon so", sagt weder: was ist gemeint, noch: ob das, was gemeint ist, nicht bloß gut gemeint ist. immerhin ist ja kunst/literatur keine sache der bloßen meinung.

Montag, September 29, 2008

Oh! So witty!

- kennt ihr euch eigentlich? soll ich euch bekanntmanchen?
- nein, ich gehe jetzt erstmal auf toilette
- wo sind denn die?
- hinter der bar, hinter dem zweiten raum, rechts. beziehungsweise links.
- dann könnt ihr euch ja auf dem weg dorthin bekanntmachen
- ich dachte, der witz daran, zusammen auf toilette zu gehen, wäre, daß man den namen des anderen nicht erfährt

in der runde am tisch machte mich das vorhandensein enormen wissens traurig. wer da nicht alles um diesen tisch herum saß, wie klug die menschen waren, in welchen spezialdisziplinen und im allgemeinen auch gebildet, des gesprächs mächtig, nicht nur der konversation, sogar schön, okay gekleidet, alles schon nach mitternacht -

Sonntag, September 28, 2008

Mus!

>die ausrufezeichen erschienen mir immer als das ueberfluessigste satzzeichen<




ich lese DIE ZEIT, die ausgabe ist eine woche alt, ich hatte sie mir gekauft weil der zeitungsstapel im laden so hoch war, da schaut man nicht aufs datum



es ist etwas geschehen, im artikel finden sich drei ausrufezeichen




nichts wird ausgerufen, nicht wird gewuenscht, und auffordern soll ein artikel doch auch nicht

- zivilisiert den kapitalismus!

- als artikel?

- in einem artikel

- die zeit 18/IX/08

und bekraeftigt werden: wie sollte eine information bekraeftigt werden

- dass sie mehr da ist

als gaebe es nichts weiter zum nachdenken, zu argumentieren, zu erlaeutern




rufen wir uns zusammen, und lauschen



ende der qualitaetszeitung

- fuer diesmal

Werther macht Lotte Vorwürfe

als ich am telefon sagte, ich vermisse dich, ich waere gerne bei dir, ich moechte bei dir sein

und dann lachen muss
weil ich im selben moment weiss, dass da, wo du bist, es so schoen und so interessant ist, dass du es wiederum vielleicht auch schoen faendest, ich waere da, bei dir, aber es schoener
- interessanter
- wirklicher
- realer
- wirklich interessanter realitaetsbegriff
- realismus: "das ist doch auch auch realistisch: alles wofuer ich mich in der welt interessiere"
- von wem war das nochmal?

da wo du bist. du muesstest luegen, um antworten zu koennen
- was antwortet man da
ich waere auch gern bei dir

und du antwortetest ja auch nicht, du sagtest nur: ja.

heute mag ich norddeutschland, heute mag ich sogar sogar filterkaffee.

Freitag, September 26, 2008

Historischer Materialismus

dath, dietmar; gestern, 25. september 2008, bei seiner lesung im berghain, berlin; auf die frage, wie die buchpreisnominierung sich auf die auflagenhöhe der 'abschaffung der arten' auswirke:
die erste auflage sei ausverkauft, bei allen anderen seiner bei suhrkamp erschienenden bände sei die erste auflage noch zu haben
- was das denn dann hieße? eine verdoppelung des umsatzes?
er wolle es so sagen: vorher sei er vom 5 m brett gesprungen, nun springe er vom 7 m brett.

andere zahlen wurden nicht genannt.

Donnerstag, September 25, 2008

Freier Slap-Stick der Phantasie

eine regisseurin sagte zu mir: "auf die frage, welchen regisseur man toll finde, die antwort zu geben: patrice chereau - ist keine antwort, das ist eine null-aussage, jeder findet patrice chereau einen tollen regisseur, no-na, das bezweifelt doch keiner"
- und goethe beschimpfen oder goetz oder handke: das sind dann eher distinktionsgewinne, oder was

eine nullaussage: thomas pynchon ist ein guter autor

ich lese: die versteigerung von no. 49, und liege auf dem bettsofa, und lache, es schüttelt mich
und wie wenig dieser humor in der rezeption aufgegriffen wird. schauen sie mal ins pynchon-wiki
- wenig analysiert
- wenig analysabel
- es ist ein allgemeines problem, daß der witz als nicht denkwürdig gedacht wird
- das fängt irgendwo da an, wo aristoteles teil der poetik über die komödie verlrengeht und reicht bis zu einem kurzgelesenen nietzsche und einem blut-und-boden-dionysischem
- deleuze aber: logik des sinns, des unsinns

das ist so komisch: wie pynchon die situationen steigert, dreht, kippt. der freie slapstick der phanatsie.
- und vielleicht ist ja auch gar nicht mehr dran
- und vielleicht ist mehr dabei
- und vielleicht ist mehr dabei, aber daneben, nebenbei, zugleich, aber nicht tiefer, besser, eigentlicher

Mittwoch, September 24, 2008

mobilkom austria klärt den Zusammenhang zwischen Handynutzung in Öterreich und politischer Situation

"94 % aller Österreicher ab 12 Jahren haben zumindest ein Handy" (mobilcom austria, social impact studie 2008)

und warum das so ist, erklärt die mobilkom an anderer stelle:

"Handy und Internet haben nicht nur die Kommunikation revolutioniert - sie sind in Ländern, in denen demokratische Werte zu wenig beachtet werden, das wichtigste politische Instrument der Zivilgesellschaft geworden." (presseaussendung mobilcom austria "how to grow freedom"/ mobile.futeretalk 08)

Dienstag, September 23, 2008

Spinnen, es lebe der Buchmarkt

dath, die abschaffung der arten, bei s. 167

wer sich
-wie du
gefragt hat, warum dath erst seit 2005 bei suhrkamp veröffentlicht, und davor und parallel dazu seine romane bei so großen berliner verlagen wie implex, maas, SuKuLTuR oder shayol, dem gibt abschaffung der arten eine art antwort.

ganze seiten sind unlesbar
- wenn man unter lesbarkeit verstehbarkeit begreift
- unlesbar schon auf lexikalischer ebene: ich verstehe nur jedes zweite wort
, da zieht man sich die rede eines zanders vor einer versammlung der gente (bzw im pheromeneninfoplex oder so

das buch ist spinnert, und wenn das eine-erzählung-spinnen eine taktile tätigkeit, nun das folgen als körperliches phänomen

nachträglich über das abstruse wörterverzeichnis im anhang von sorrokins der himmelblaue speck dankbar

und man könnte das buch differenzieren gegen eta hoffmann einerseits, lem andererseits, und dun von frank herbert drittens, und aus dieser differenzierung
- später später

aber was doch ganz und gar toll ist
- lieber daniel kehlmann, und deswegen darf der deutsche buchpreis AUF GARKEINEM FALL ABGESCHAFFT WERDEN
die nominierung für die longlist hat wahrscheinlich die erste auflage verdoppelt auf 6000 exemplare, die nominierung für die shortlist wird die zweite auflage eventuell vervierfachen auf 24 000 exemplare, bei einem gewinn des deutschen buchpreises gehen dann vielleicht 50 000 exemplare über den ladentisch - und das für ein spinnertes, in teilen unlesbares buch

und donnerstag abend gehe ich ins berghain, und höre die stimme des dichters himself

Montag, September 22, 2008

kant im 21. jhdt.

die paarbeziehung ist ein wechselseitiger support-service-vertrag, der sich auf alle lebensbereiche ausdehnt.

hotline (mo-fr 6-2 uhr; sa, so und an feiertagen 0-0 uhr)
persönliches service (es betreut sie ihr partner vor ort): mo-fr: 23.30 - 02.00 uhr
am wochenende nach terminvereinbarung

Sonntag, September 21, 2008

man meets woman

aufwachend seufzt sie: "ich verstehe meinen traum nicht." dann zieht sie die decke um sich: "ich denke, es ist an der zeit - - - aber vielleicht habe ich das auch nur geträumt." und dann schläft sie wieder tief.

Samstag, September 20, 2008

was mache ich hier

unter www.wosduaido.at [wos dua i do = österreichisch für: was mache ich hier?] findet sich eine audio-podcast-plattform, die täglich einen grund veröffentlichen will, österreich zu verlassen. gepostet werden kann via email, file-upload, oder auch telefon. nach 365 veröffentlichten audiofiles wollen die macher laut eigenem bekunden auswandern.

in dem sehr amüsanten ersten podcast regt sich eine stimme mit starkem oberösterreichischen dialekt über die aktuelle penny-markt-werbung auf ["regalpatriotismus muß billiger werden!"].
transkribiert klingt das ungefähr so: "wir machen noch aus jeder guten idee [gemeint ist wahrscheinlich : verkauf regional hergestellter produkte. anm. (ge)] eine provinzielle nationalistische plattitüde."
themen weiterer podcasts sind verfilzung, service-leistungen der ämter, der erwartbare stimmengewinn der fpö bei der kommenden nationalratswahl, männer, und das wien leider doch nicht istanbul werden wird.

in verschiedenen national-konservativen foren wird inzwischen dazu aufgefordert, www.wosduaido.at möglichst rasch genügend kreative podcasts zu liefern. begründung: die "vernaderer" sollen nicht mehr allzulang "in unserem schönen land" verbleiben. da aber www.wosduaido.at eine zeitgemäße reinterpretation österreichischer traditionen der selbstbeschimpfung zu sein scheint, wird wohl bis zum ende offen bleiben, ob die macher ihr vorhaben tatsächlich umsetzen.

Freitag, September 19, 2008

shortstory (neuigkeiten von p.)

p. rief an, um zu sagen, daß er in der stadt sei. auf meine frage, wie das komme, grummelte er nur: sommer zuende. tonstudios frei. ob ich denn zeit hätte auf einen cafe? gerne, sagte ich. und: wann? jetzt? nach dem duschen? für eine stunde? und wo?

da ist das problem mit euch, sagte p., mit dir, und georg, und euch allen. das man euch nicht trifft. das man sich mit leuten wie euch verabreden müsse, das man irgendwo hinfahren müsse, um euch zu treffen.

du lebst ja nicht hier, meinte ich.
und ich weiß auch warum, sagte p.

Donnerstag, September 18, 2008

Programmvorschau

(17.09.08 18:10:18) k: habe übrigens abschaffung der arten angefangen
(17.09.08 18:11:09) k: gefällt mir sehr. macht interessante träume
(17.09.08 18:15:57) (ge): was? ist schon draußen?
(17.09.08 18:16:24) k: yip
(17.09.08 18:16:29) (ge): seit wann?
(17.09.08 18:16:42) k: k.a., habs sonntag gekauft
(17.09.08 18:16:57) (ge): warum hat thalia wien es noch nicht?
(17.09.08 18:17:01) (ge): seltsam.
(17.09.08 18:17:06) (ge): i'll find out.
___

AW: Bestätigung Ihrer Bestellung 1018388622
Thu, 18 Sep 2008 00:51:02 -0700 (PDT)

Sehr geehrter Herr !

Folgende Titel haben wir noch für Sie offen: Goetz: Klage. Dieser Titel soll im Laufe des Oktobers 2008 erscheinen, daher bis Mitte November in den Österreichischen Buchhandlungen eintreffen.
Dath: Ende der Gleichungen soll noch im Laufe des Septembers erscheinen und daher bis Mitte Oktober in den Österreichischen Buchhandlungen eintreffen.
Dath: Abschaffung der Arten: Für diesen Titel haben wir bereits ein Aviso. Er soll heute noch bis spätestens 17h eintreffen.

Wir verständigen Sie, sobald Ware für Sie angekommen ist.
Mit freundlichen Grüßen

___

und warum ist kracht in der bestellung nicht aufgeführt?
i'll find out.

Drei lehrreiche Vorträge (4): (precise) woodstock of thinking (tqw)

lehrreich?
- allsopp, oder das problem eines theoretischen denkens, daß nur den soundtrack zu einer subkultur liefert
- ritsema, oder was man selber verschenkt und wie man ein mögliches etwas nicht nutzt
- hoghe, oder ...
es ist schwerer, zu beschreiben, was gut ist, als,
- klar
- was die kritik nicht einschränken soll. aber eine "schöne" kritik? ob es das gibt. maximal muss ich doch herzlich lachen
- jetzt kommt der mit der schönheit. wo sind wir? fünfhundert vor christi?

Mittwoch, September 17, 2008

Drei lehrreiche Vorträge (3): No illusion (Jan Ritsema)

im tqw gewesen. (precise) woodstock of thinking. ric allsopp, raimund hoghe und jan ritsema gehört/gesehen/gefolgt.


ritsema schließlich: wenn er nur dabei bliebe, von dem ausgehend zu sprechen, was er tut und worüber er etwas weiß. ökonomische theorie gehört nicht dazu. soziologie auch nicht. bei goetz irgendwo

- du meinst:
" wichtig, um sich klar gegen als THEORIE ernst zu nehmende Versuche IN Theorie abzusetzen, mit den eigenen theoretischen Gedanken, die wirklich NIE realen Theoriecharakter erreichen können. Es bleibt immer ein selber gedachtes Denken, selbstgestrickt, ... selbstgekocht, selbstgeschreinert und also letztlich theorietechnisch gedacht: Autismus. Lächerlich. Das macht für mich ... diese Pseudophilosophen auf dem Dichterthron ... so läppisch, letztlich abstoßend. ... Daß die sich selber für ernstzunehmende DENKER halten, anstatt für private Spinner, die von Gedanken heimgesucht werden. Und von dieser Heimsuchung Rechenschaft ablegen, Zeugnis geben, Kunde tun. Das ist einfach dann eine ganz andere Perspektive auf jeden notierten Gedanken. Wenn man völlig ernsthaft bei jedem Satz so mitdenkt: Ich habe nichts gesagt, ich mein ja bloß." (AfA, Samstag, 14.2.98)
- genau
- es lebe die suchfunktion und die plain-text-datei

und so versandet der vortrag, der eine performance hätte sein können, der schwebendes denken hätte sein können in seiner unmäßigkeit, versandet nicht in spinnerei, sondern in anmaßung

(spinnen - eine erzählung spinnen - die spinnerinnen - die nornen - daß das erzählen also eine taktile tätigkeit ist

(interessant auch, wie ritsema, härte voransetzend in seinem körper erst eine sardonische, und später clowneske ironie erzählt, die den gedanken die schärfe nimmt ... nun gut, ich glaube ja immer, man weiß es ja selbst, wenn etwas nicht funktioniert, und darauf muß reagiert man irgendwie

(dabei sind dir ritsema und allsopp theoretisch näher als hoghe

wie man mitteilt, daß man smart ist

herr b. durchschaute jeden seiner angestellten. er wußte von jedem, wie er ihn zu behandeln, wie er den einen anzupacken, und den anderen zu locken hatte. herr b. war smart. er konnte auf jeder klaviatur spielen (er war so ein mensch). man konnte über herrn b. sagen, was man wollte. er wußte mit kritik umzugehen. und auch eine schwierige situation in eine wertvolle erfahrung zu verwandeln.

herr b. hatte nur ein problem. er wußte nicht, wie er es den menschen in seinem umfeld mitteilen sollte, daß er so smart war. es war nicht nur der wunsch nach anerkennung, der ihn dazu trieb (aber herr b. war ehrlich genug, auch dies zuzugeben). herr b. war auch der überzeugung, daß es seine mitarbeiter beruhigen werde, wenn sie wüßten, wie geschickt und angemessen herr b. mit jedem umzugehen verstand. außerdem dachte herr b., daß es seinen hohen ansprüchen an sein eigenes verhalten nicht entspräche, sich in diesem punkt nicht offen, nicht transparent zu verhalten.

seinen angestellten, mitarbeitern, und -menschen erschien herr b. so: bei jedem satz von ihm vermuteten sie einen hintergedanken (den herr b. tatsächlich immer hatte). sie hatten den eindruck, mit ihren anliegen bei ihm "nicht durchzukommen". sie fühlten sich nicht ernst genommen.

Dienstag, September 16, 2008

und immer diese viel zu visuellen metaphern des denkens

die dinge gerade rücken

die dinge ins rechte licht stellen

jemandem ein licht aufsetzen

jemandem heimleuchten


die dinge schief rücken

die dinge von einer anderen seite beleuchten

den schalk im nacken

irrlicht spielen

Drei lehrreiche Vorträge (2): still moving. 21st century poetics (ric allsopp)

im tqw gewesen. (precise) woodstock of thinking. ric allsopp, raimund hoghe und jan ritsema gehört/gesehen/gefolgt.


was von ric allsopps vortrag blieb, war eine liste von texten, die man vielleicht nochmal, und ein paar literaturhinweise, die man vielleicht lesen könnte
- warum nicht?
- zeit, geld

- von den texten, die er erwähnte, und die ich kenne, war seine lektüre oberflächlich, sogar falsch, was deleuze betrifft zum beispiel, kontrollgesellschaft, reines kleistern, zitieren, raunen
- dabei ist der mann professor, wissenschaftler
- unsinn: er unterrichtet bloß an kunstuniversitäten

letzten herbst diskutierte ich mit einer tänzerin über den körper, den geist, und die linie der emotionen
- oder so
- jedenfalls so ungefähr
und sie sprach vom körper als container - und ich: bion? container contains? und sie: kenn ich nicht. ist doch auch egal. es ist nicht egal. ihr kann es egal sein.

im studio mich umschauend schockierte mich, wie ergeben - ja - die menge - ja - lauschte

das phänomen ist allgemein. der hass auf die postmoderne verdankt sich auch diesem. unangenehm war mir, daß ein großer teil der anwesenden tänzer, choreographen, dramaturgen das wahrscheinlich a) als rechtfertigung ihres tuns
- stimmt doch auch
und b) mit wissenschaft, philosophie, denken verwechseln

die leere geste des denkens stieß mich ab
- und das war lehrreich?

Montag, September 15, 2008

Drei lehrreiche Vorträge (1): songs (raimund hoghe)

im tqw gewesen. (precise) woodstock of thinking. ric allsopp, raimund hoghe und jan ritsema gehört/gesehen/gefolgt.


vor über zehn jahren "meinwärts" von raimund hoghe gesehen
- und es fühlt sich seltsam an, das zu schreiben
- du bist auch da gewesen, und hast empört den raum verlassen, aus, wie du meintest politischen gründen
: damals hatte mich als erstes die szene begeistert, in der erst rotes granulat auf der gesamten bühne verteilt wird, und anschließend wieder zusammengefegt. das dauert genauso lang, wie es eben dauert.

dazwischen einige stücke von hoghe gesehen, und zu konzeptionalisieren versucht, wie es sein könne, trotz der unwidersprochenen qualität seiner choreographien und ihrer doch offensichtlichen
- für wen
wieso also meine hoghe-abende immer gleich verliefen: am anfang waren 400 oder 200 oder 80 zuschauer da, am schluß 25, 17 oder 7.

wahrscheinlich ist, daß das, was seine choreographien tun, was einem in ihnen geschieht, für viele nicht auszuhalten ist
- das wäre jetzt an jeder einzelnen und an jedem nachzuweisen

gestern sprach hoghe über den körper, kurz
- man könnte barthes zitieren: nun haben sie die ganze zeit über den körper gesprochen, aber über den ihren haben sie kein wort verloren. bei hoghe ist es umgekehrt
und dann, ausdauernd, über die form. mich freute das, weil mich hoghe auch gerade immer in seiner form begeistert hatte, und mir die besprechungen seiner stücke, die so oft auf seine person und seinen körper
- über ihren körper haben sie kein wort verloren
abhoben, wie ein ausweichen vor der künstlerischen gehalt wirkten. als beträfen sie nur ihn.
und hoghe demonstrierte, wie zwei gläser milch einen raum verändern.
und die zwei gläser milch waren zwei gläser milch. keine symbole.
- und hier könnte man über demonstrare und die monstranz
- er zeigte vielmehr
- er wies auf
- weisen: körperlich gemeint
- es zeigt sich
- darauf hindeuten

überhaupt kommen bei hoghe die ganze bunch postmoderner begriffe angebrachterweise: über das ungeheuerliche. über das sublime. über das, was insistiert, und nicht existiert. über den choque, über die provokatin der zärtlichkeit.

vor jahren, allerdings weniger vielen, sprach ich mit einer opernsängerin darüber, wie ein lied eine arie die psychophysis des sängers vorschreibe, den rhythmus, den gedanken, die gefühle. komponieren, schreibt barthes irgendwo, heißt: etwas zu tun aufgeben. und denken, und auch fühlen ist - im akt des singens, und bei raimund hoghe - tun.

ebenso autoritativ ist das tun von hoghe auf der bühne. die kompositionen seines tuns - sich erinnern zum beispiel -

ich war so mitgenommen, den nächsten vortrag liessen wir aus, und tranken kaffee ohne begleitmusik.

Sonntag, September 14, 2008

jmd o etw

einschätzen, verschätzen, immerhin: schätzen

Samstag, September 13, 2008

mehr als die pflicht und die not sehe das recht und das vermögen

geschätzt hatte ich, zwei stunden zu brauchen, benötigt habe ich zwölf. da es sich nicht um einen bergweg
- oder malen nach zahlen
handelte, sondern um nachdenken
- und zwar über dich selbst
-
- wie kann man sich nur sich selbst betreffend so verschätzen

preisfrage: es ist durchaus so, daß man verschiedene, einander widersprechende dinge zur selben zeit wollen kann. der wille ist keine vektorgleichung. was ist er, wenn er sinnvollerweise keinen plural hat? vergleiche mit einer landschaft.

Freitag, September 12, 2008

körpervolumen

und das volumen ergibt sich ja auch nicht einfach so unmittelbar aus den sinneseindrücken, ich brauche eine vorstellung von raum, und dazu vielleicht sogar von dauer

ich streichle dein bein und nicht eine fläche, nicht die fläche deines beines, aber manchmal, da streichle ich deine haut, und nicht dein bein, oder ich fasse dich an, und nicht deine haut oder dein bein

und ich: das ist manchmal meine hand und manchmal meine haut und manchmal die haut meiner hand und manchmal ist das ich

und ich bin selbst voluminös, und mein volumen ist in einem raum, und in diesem raum bist auch du, und so ist das mit den körpern: jeder körper hat ein volumen, und jedes volumen ist in einem raum

Donnerstag, September 11, 2008

heldenlieder II

glücklich das land, das keine helden braucht. überlegungen zu entscheiden innerhalb einer nicht-heroischen ethik

I
eine nicht-heroische ethik zielt geht nicht von allgemeinen werten aus, und zielt nicht auf ein allgemeines wohl. der einzelne vertreter oder die eine einzelne entscheidung vertritt nie ein allgemeines prinzip.
die gründe anderer, andere entscheidungen zu treffen, werden nicht aus allgemeinen gründen bekämpft.

II
jede entscheidung kann auch jemand anderer treffen; jede entscheidung ist ersetzlich. keine entscheidung könnte nur (auf grund des könnens, der erfahrung, der individualität) von einer bestimmten person getroffen werden, jede entscheidung ist von einer vielzahl anderer entscheidungen abhängig. keine entscheidung muss getroffen werden.

III
eine nicht-heroische ethik versucht immer, ihre ziele mit minimalen mitteln zu erreichen

IV
tertium datur. entscheidungen des typs "auf-leben-oder-tod", also innerhalb eines entweder-oder schemas, werden abgelehnt und als multi-optionale entscheidungen umformuliert. es gilt zumindest: entweder - sowohl als auch - keines von beiden - oder. tatsächliche entweder-oder-entscheidungen werden daran gemessen, ob nach ihrer entscheidung möglichst viele optionen offen stehen

V
entscheidungen sind jederzeit zu revidieren. es ist zu vermeiden, nicht-revidierbare-entscheidungen zu treffen. existentielle, nicht-revidierbare ereignisse (leben/tod) werden als banal betrachtet.

Mittwoch, September 10, 2008

gegensätze gesellen sich gern

>gleich und gleich gesellt sich gern, und gegensätze ziehen sich an.<

- das ist noch kein paradox, aber eine kontradiktorische aussage, soweit
ich weiß
- zusammengedacht ist es ein paradox
- was heißt: zusammengedacht? addierst du die aussagen zu einer aussage,
und wenn ja, wo addierst du sie? im sinn?

in der zeitung stand eine kleine notiz über eine studie, die den schluß
ermöglicht, daß man durchaus ohne zahlwörter rechnen könne. das konzept
der zahl wäre also nicht auf eine sprachliche repräsentation angewiesen
- und ebenso der sinn?
- der sinn sowieso. siehe saussure oder luhmann
- worauf willst du hinaus?

kontradiktorische aussagen oder auch paradoxien, widersprüche: sie
erfassen etwas, sie erfassen das sinnvolumen der dinge
- seltsames bild: volumen der dinge
- sinnvolumen

ach so

wenigstens war das meiste des tages voll leer

Dienstag, September 09, 2008

www.heide-schmidt-blog.at (II)

19:30 (ge):ich hatte vor jahren ein interessantes woE mit ihr und i. -
eigentlich staatsrechtlerin[...]
19:35 KS: den präsidenten wie alle anderen eigentlich als 'ein präsident' zu behandeln
wie bei den rosenkriegen
der könig ist tot, etc.

und denke: politiker interessieren nicht als PERSON, sie sind interessant in ihrer FUNKTION.
für diese werden sie gewählt. der vorwurf, sie präsentierten sich in der kampagne anders, als sie "in wirklichkeit" seien, ist ungefähr so treffend, wie das argument gegen die talare der richter, letztere trügen zu hause ja auch trainingsanzüge (oder schlaf-t-shirts)

19:37 [KS]: ich habe letzte woche in einem restaurant am nebentisch von ulla schmidt gesessen. ich habe das nicht bemerkt, bis mich auf dem klo eine frau ansprach und sagte: neben ihnen sitzt unsere gesundheitsministerin!
und sie sass da, aber sah gar nicht so aus
komplette trennung funktion person

- im unterschied zu richtern werden aber politiker als person präsentiert nicht als funktion
- person ist ja überhaupt nur eine konstruktion
- pragmatisch
- realistisch

die person des politikers, die im personenwahlkampf geprüft wird, wird auf eine erfahrung bezogen, die komplexere sachverhalte erfassen kann, als : menschenkenntnis ist ausgeprägter als das vermögen zur funktionalen analyse : also: ob es die funktion, die in der person abgebildet wird, geben könnte und ob man den wohl wollte.
- anthropologischer idealismus?

Montag, September 08, 2008

www.heide-schmidt-blog.at (I)

das problem des liberalismus in zeiten des wahlkampfs ist, daß sich nicht ganz einfach erschließen läßt, wozu jemand die freiheit haben soll, ein verbrechen zu begehen. die idee der gesellschaftlichen steuerung durch checks-and-balances zu begreifen, erfordert einen distanzierten blick, auch auf sich selbst.

gestern wurde mir meine geldbörse gestohlen, im zug, aus der offenen tasche, während ich daneben saß, mit musik im ohr und über heide schmidt nachdenkend.
ich fühle mich dumm; den dieb bewundere ich; er hätte die geldbörse doch im zug liegen lassen können, nach dem er das geld und die bankomat-karte herausgenommen hat. alles drei sind keine liberalen gedanken.

Sonntag, September 07, 2008

Qualismus

(seit etwa dem 5. jhdt
- vor unserer zeitrechnung)

man spricht von körper und geist und seele, und vielleicht haben wir auf ein viertes und ein fünftes vergessen

Samstag, September 06, 2008

Keine Vorwürfe

du liebst mich doch nur für meine intelligenz, meine schönheit, meinen witz, für was ich denke und sage, für meinen körper, mein gesicht wenn ich schlafe und aufwache, für meine unwillkürlichen gesten und laute, für meinen unsinn und meinen starssinn

Freitag, September 05, 2008

eine kleine geschichte

anfangs: sie sagt das eine, und tut das andere. er tut das eine, und sagt das andere. später: sie sagt, was sie sagt, und er tut, was er tut.

Donnerstag, September 04, 2008

"wenn ich gross bin", stand auf einer postkarte, "werde ich schweigen" (II)

die gedankliche provokation durch koeppens oder algrens verstummen
- genauer: nicht-schreiben
liegt doch darin, daß einer großartige, wesentliche und herrausragende bücher schreiben kann und anschließend etwas anderes tun (zum beispiel: spazierengehen oder karten spielen). das es kein scheitern (am werk), kein verhindert werden (durch den literaturbetrieb), kein leid (krabkheit) und keine blockade (schreibblockade) sein kann, warum einer nicht schreibt

>warum hat rainald goetz seit sieben jahren nichts geschrieben?<

Mittwoch, September 03, 2008

"wenn ich gross bin", stand auf einer postkarte, "werde ich schweigen"

"i wasn't wild with delight in the writing - but certainly not unhappy" schreibt algren im letter to joe haas (der in der critical edition des man with the golden arm abgedruckt ist).

es ist nur eine konstruktion, daß eigentlich ein schriftsteller schriebe, daß es sein wesen sei, zu schreiben, und das, wenn er nicht schriebe, es einen gesellschaftlichen oder biographischen grund geben müsse, der ihn hindere

>einer, der nicht schreibt<

und mehr noch bei einem schriftsteller, der ein oder mehrere großartige, wesentliche und herrausragende bücher geschrieben hat, der also erst recht ein "wahrer" schriftsteller ist, siehe koeppen, siehe algren

Dienstag, September 02, 2008

heuschrecken, ägyptische finsternis, teilung des meeres

daß die politik der wirtschaft ausgeliefert sei, wird gesagt; es stimmt nicht, man weiß es. auf politischem wege wird sich allerdings, in diesen landen, nie etwas ändern, schon gar nicht das gesellschaftssystem. und wahrscheinlich ebenso nicht auf gewaltsamen wege. augenfällig wird das, liest man über die historische arbeiterbewegung. und deswegen läßt die macht und relative autonomie des wirtschaftlichen hoffen. in einer bestimmten historischen situation könnte gesellschaftlich wertvolle arbeit heißen, unternehmerisch tätig zu sein.

(für H.H.)

Montag, September 01, 2008

copy this (III)

ich hatte mein photoarchiv online gespeichert, und anschließend die dateien von der festplatte gelöscht. beim hochladen auf den server hatte es ein übertragungsproblem gegeben, ich hatte die sicherung nicht kontrolliert, die datei war beschädigt - das letzte back-up meiner photos, das ich finden konnte war über ein jahr alt, jedenfalls waren schließlich 1500 bilder futsch.
12 stunden später hatte ich 400 bilder davon wieder: ich hatte meinen emailverkehr durchsucht, alte webseiten-dateien, blog, webspace

13:31:48 [AS] : kannst einen aufruf machen
13:32:02 [AS] : an die menschen die auf den fotos waren
13:33:11 [AS] : mit der bitte um optische rekonstruktion der letzten beiden jahre
- du hast dir auch einige der 400 schicken lassen?
- und was hat das mit den raubkopien zu tun?

in der sz war ein artikel vor einigen wochen, in dem sich mokiert wurde, die user hätten "in rainbows" von radiohead häufiger illegal aus tauschbörsen bezogen als legal und kostenfrei von der homepage downgeloadet. aber so funktioniert die sache halt nicht
- und wieso eigentlich illegal in diesem fall
es sind eben keine tauschbörsen
- es heißt nicht file-trading sondern file-sharing
in einem großen wohnhaus stellen die leute ihre bücherregale nicht in den apartements, sondern auf den fluren auf, und jeder bewohner kann alle bücher aller anderen bewohner gebrauchen - lesen -