Montag, September 15, 2008

Drei lehrreiche Vorträge (1): songs (raimund hoghe)

im tqw gewesen. (precise) woodstock of thinking. ric allsopp, raimund hoghe und jan ritsema gehört/gesehen/gefolgt.


vor über zehn jahren "meinwärts" von raimund hoghe gesehen
- und es fühlt sich seltsam an, das zu schreiben
- du bist auch da gewesen, und hast empört den raum verlassen, aus, wie du meintest politischen gründen
: damals hatte mich als erstes die szene begeistert, in der erst rotes granulat auf der gesamten bühne verteilt wird, und anschließend wieder zusammengefegt. das dauert genauso lang, wie es eben dauert.

dazwischen einige stücke von hoghe gesehen, und zu konzeptionalisieren versucht, wie es sein könne, trotz der unwidersprochenen qualität seiner choreographien und ihrer doch offensichtlichen
- für wen
wieso also meine hoghe-abende immer gleich verliefen: am anfang waren 400 oder 200 oder 80 zuschauer da, am schluß 25, 17 oder 7.

wahrscheinlich ist, daß das, was seine choreographien tun, was einem in ihnen geschieht, für viele nicht auszuhalten ist
- das wäre jetzt an jeder einzelnen und an jedem nachzuweisen

gestern sprach hoghe über den körper, kurz
- man könnte barthes zitieren: nun haben sie die ganze zeit über den körper gesprochen, aber über den ihren haben sie kein wort verloren. bei hoghe ist es umgekehrt
und dann, ausdauernd, über die form. mich freute das, weil mich hoghe auch gerade immer in seiner form begeistert hatte, und mir die besprechungen seiner stücke, die so oft auf seine person und seinen körper
- über ihren körper haben sie kein wort verloren
abhoben, wie ein ausweichen vor der künstlerischen gehalt wirkten. als beträfen sie nur ihn.
und hoghe demonstrierte, wie zwei gläser milch einen raum verändern.
und die zwei gläser milch waren zwei gläser milch. keine symbole.
- und hier könnte man über demonstrare und die monstranz
- er zeigte vielmehr
- er wies auf
- weisen: körperlich gemeint
- es zeigt sich
- darauf hindeuten

überhaupt kommen bei hoghe die ganze bunch postmoderner begriffe angebrachterweise: über das ungeheuerliche. über das sublime. über das, was insistiert, und nicht existiert. über den choque, über die provokatin der zärtlichkeit.

vor jahren, allerdings weniger vielen, sprach ich mit einer opernsängerin darüber, wie ein lied eine arie die psychophysis des sängers vorschreibe, den rhythmus, den gedanken, die gefühle. komponieren, schreibt barthes irgendwo, heißt: etwas zu tun aufgeben. und denken, und auch fühlen ist - im akt des singens, und bei raimund hoghe - tun.

ebenso autoritativ ist das tun von hoghe auf der bühne. die kompositionen seines tuns - sich erinnern zum beispiel -

ich war so mitgenommen, den nächsten vortrag liessen wir aus, und tranken kaffee ohne begleitmusik.