Donnerstag, April 17, 2008

und schwieg

schweigen unterschiedlicher moralischer kalküle:
- "sprich mit mir"


'bestimmte dinge verschweigen überläßt mir meine neugier.'

bestimmte dinge verschweigen
- sie hat, glaub ich, eher so ein onanistisches verhältnis zum sex. mit ihr zu schlafen war ... ihre lust was nie die lust des anderen, ich meine: ihre lust war lustvoll für mich, aber meine lust
- wie jetzt? du meinst, sie
überläßt mir meine neugier.
- und nicht: überläßt MICH meiner neugier

neugierig sein können/dürfen/wollen. ich kann alles wissen wollen, jeden klatsch, und trage keine verantwortung dafür, nicht erzählt zu bekommen, was ich nicht wissen soll. kein reglement a la "das willst du nicht wirklich wissen" oder "es ist nicht gut, das-und-das zu wissen", keine szene a la "ich finde das geht dich nichts an", und kein kalkül a la "es ist besser für dich/für uns/für jeden, das-und-das über mich/über einen anderen nicht zu wissen."


'denn eh klar, oder: das will man nicht wissen, daß der andere das sieht : in der intimität ein raum des unbedachten'

bestimmte dinge verschweigen
- du bist ganz anders mit deinen eltern
denn eh klar, oder auch
- du schläfst ganz zusammengekrümmt
weil eine bestimmte intimität
- privatsphäre?
- beschreib mal unterschiedliche intimitäten
- hättest du wohl gerne
eine bestimmte intimität setzt vorraus, daß es nicht zum zeichen wird,
"was ich tue und wer ich bin"
- dieser zeichenfreie raum ist aber doch ebenso konstruiert, wie die interpretationen des anderen, die ich selber ständig vornehme
zu verschweigen ermöglicht der intimität - dem anderen und mir, die diese intimität teilen - nicht die last der zeichenfolgen aufzubürden.
- seit wann hat ein zeichen gewicht
- ist das nicht die dornenzieher geschichte?
- auch, aber es ist nicht unschuldig gemeint. es ist nur einfach so, daß das verschweigen mir einen raum gewährt, in dem der andere kein gegenüber, kein beobachter ist, und ich nicht der beobachter und das gegenüber des anderen

(- auch wenn es konstruiert ist?
- seit wann haben konstruktionen keine realität
- virtualität?)


- dann gibt es noch die üblichen verdächtigen: das bedeutungsvolle schweigen; schweigen als hochromantisches einverständnis; als sprachfreies verstehen; als staunen; das verschweigen aus faulheit, angst oder sorge um den anderen; das schweigen, das auf das nicht-sprachliche der welt verweist; verschweigen als spiel, als locken; schweigen als konzentration; schweigen als offenheit (zuhören)
- seltsam ist doch auch, daß das schweigen und verschweigen zunächst einmal so einen moralisch schlechten ruf hat, jedenfalls in den meisten sozialen kontexten
- was erwartest du, wenn das soziale als kommunikation
- nicht beim begräbnis allerdings
- 'grabesstille'


'das verschweigen, was aber ist'

das verschweigen, was ist
- was im raum ist oder sonst wo, jedenfalls da
weil, was ist, vorbeigehen wird
- und es wird alles vorbeigehen. das ist sicher.
das verschweigen nimmt also das verschwinden vorweg,
- erinnere mich nicht daran!
ein vorgriff, eine hoffnung
- dieses verschweigen nimmt den tod vorweg
- huh
- da kann ich ja gleich gehen
in einem gewissen sinne zerstört "verschweigen, was aber ist" die möglichkeit einer welt, in der ich mit dem anderen gemeinsam handle/bin
- no direct action


schweigen, weil bestimmten dingen keine bedeutung zukommt; schweigen weil bestimmten dinge keine bedeutung zukommen soll

- warum ist es eigentlich überhaupt so, daß beim denken über schweigen gleich immer die ganz großen worte auftauchen?
- dieser schöne satz von tuymans in seinem künstlerrundgang: dieses bild stammt aus einer zeit, in der das existenzielle für mich sehr wichtig war