Donnerstag, Juli 10, 2008

stellvertretend

der bettler vor dem billa ist nicht da. ihn vertritt ein kollege. auch dieser hat eine krücke, allerdings steht er nicht den ganzen tag vor der eingangstür mit einem plastikbecher in der hand. und er hat einen weissen bart.
- warum hast du ihm nichts gegeben? dem, der sonst dort steht gibt's du doch sonst fast immer etwas.
- ich weiß es nicht.
die gabe ist etwas nicht zu rationalisierendes. irgendetwas zwischen magie (ich gebe ihm geld, vielleicht bringt es glück), ritual , sozialem gewissen (ja, es gibt menschen, die auf keine art und weise geld verdienen können), schlechtem gewissen (meine einkäufe), liberalismus (warum sollte betteln etwas verwerfliches sein?), und persönlichem verhältnis.

der, der sonst dort steht, sieht krank und gezeichnet aus, nicht unglücklich.
einmal traf ich ihn im billa, wie er zutaten für einen geburtstagskuchen einkaufte (puderzucker, mini-kerzen). vielleicht hat er kinder? oder enkelkinder?
ob ihn die verkäuferinnen morgens grüßen? wer wohl den besseren stundenlohn hat? ob er abgelaufene waren bekommt? ob sie seinen namen kennen, im gegegnsatz zu mir? ich begrüße ihn jedesmal, wenn ich in den laden gehe. gebe ich ihm etwas sage ich dabei etwas wie: hallo, alles gute, viel glück (wenn ich ihm geld gebe), oder hallo, guten tag (wenn ich ihm keins gebe). er bedant sich, oder grüßt zurück. er freut sich meist, wenn er mich sieht. vielleicht ist er in den urlaub gefahren?

ein anderer bettler, den ich jeden morgen in der s-bahn unterführung traf; dem ich seltener geld gab, dafür in größeren mengen auf einmal; der aufdringlich werden konnte, wenn er mich nicht erkannte (warum manchmal?): er war plötzlich verschwunden.

dort klaubt jetzt manchmal eine alte frau die pfandflaschen aus dem müll.