Sonntag, März 23, 2008

Intimitäten

(1)
morgens, wir liegen im bett, die unterschenkel irgendwie verschlungen, und ich schaue sie von der seite an, wie sie mit offenen augen
- <traeumt>
- <ins nichts schaut>
spaeter werde ich sie fragen, woran sie gedacht hat, aber fuer den moment schaue ich sie nur an,
- im moment. der moment ist ein raum
wie sie aus dem ort, den wir teilen,
- aus der koerperwaerme
- aus dem umschlungen sein
- in der gemeinsamen gegenwart
wie sie hinausschaut.

(2)
kraulend. ich weiss, wie sich das anfuehlt auf dem ruecken - wie sich das in den fingerspitzen anfuehlen soll, weiss ich nicht. das koerpergefuehl, das ich erinnere, kann ich nicht auf meine haende spiegeln, auf 'den-der-krault'.

dafuer erkenne ich mein koerpergefuehl wieder in diesem leicht verschobenen ruecken, den aufgestellten haerchen, dem ganz leeren blick, und dem leicht geoeffneten mund.

(ich sehe, wie mich der andere gesehen hat - wie ich zu sehen bin, wenn ich nach innen schaue. wie ich ausschaue, wenn ich nicht nach aussen schaue. wie mich die aussenwelt schaut, wenn es kein aussen gibt. wenn das aussen auf eine warme, ungestoerte umgebung schrumpft)

(3)
ich stelle die tasse aufs tischchen. ich sage nicht: "dein tee". ich lasse sie lesen, schaue ihr zu, wie sie liest

- warum schreibst du nicht: "ich schaue dir zu"?
- weil du kein gegenueber bist, wenn du liest. wenn ich dich anschaue, waehrend du liest
- dinghaftigkeit
- zugleich sehr empfindsam
- man muesste ein weiteres personalpronomen erfinden dieses verhaeltnis zu kennzeichnen

und erfasse zugleich, wie es wohl ist, wenn ich lese. auch schwer, rueckzurechnen: zwar weiss ich, was lesen ist, aber WIE ES IST zu lesen, weiss ich nicht: richte ich die beobachtung auf das lesen, lese ich nicht.