Dienstag, März 18, 2008

Personenkontrolle I + II

- heißt so nich ne kolumne in diesem neoliberalistischen schweizer wochenblatt?

- hmm

- und wolltest du nicht was über die böse partnervermittlungsplattform lovepeace.ch schreiben?

- hm-hm



im zug: und es geschieht mir ständig, daß ich beim grenzübertritt gefilzt werde

- tabakwaren?

- ja. vier schachteln parisienne bleue. und diesen tabak, aber der kommt noch aus österreich.

- haben sie irgendwelche illegalen drogen dabei? vielleicht auch nur in kleinen mengen? wenn ja, sagen sie es besser sofort, denn wir finden sie sowieso

- nein

und während dann mal wieder die taschen geöffnet und umgekehrt werden

- hattest du die jacke schon?

- darf ich sie bitten

frage ich mich so dinge wie:

- denken die wirklich, daß ich drogen dabei habe?

- und sie sie fänden?

- warum immer ich?

- viel schmutzige wäsche im rucksack, so viel kram im täschchen, muß das heute sein?

- könnte ich mich dahingehend ändern, daß ich saubere und aufgeräuumte taschen habe?

- könnte ich meine frisur und kleidung und meine sitzplatz- und reisegewohnheiten dahingehend ändern, daß ich nicht immer kontrolliert werde?

- warum wäre ich tatsächlich bereit, das zu tun?

die polizisten im zivil sind sehr freundlich, sehr korrekt, okay gekleidet, einer redet mit mir sogar über mein reiseziel, bis die kontrolle vorbei ist. dann geht der eine, der meinen rucksack durchforscht hat, händewaschen. oder nicht deswegen.

- wollte ich jetzt wirklich, daß sie jetzt , , oder sagten?

- bin ich eigentlich der meinung, daß solche kontrollen überhaupt sein sollen, bei wem auch immer?



wenn ich drogen schmuggelte, säße ich in der ersten klasse, im anzug, und arbeitete am laptop

oder wäre 62, weiblich, und h�ätte eine geschenkverpackte puppe made in dabei, den parfümierten körper derselben voll mit stoff gestopft

- weiß das die polizei nicht?

- oder sind nur diese polizisten schlecht informiert?

- hat die polizei einen pressesprecher, den ich dazu befragen könnte?

- werden bei dieser art von gesichtskontrolle, nennen wir es stichprobe, eigentlich jemals drogen gefunden?

- irre ich mich, und das raster: alleinreisender junger mann mit kurzen haaren und rucksack ist höchst erfolgreich?

es ist genau die höflichkeit : daß ich nichts an der form der durchsuchung aussetzen kann, die mich die durchsuchung, das machtverhältnis, den eingriff

- übergriff?

es ist die situation, auf den reinen vorgang reduziert, sogar noch dem umlenken vorbauend

- oder geht es einfach darum, jemandem wie mir zu sagen: wir sind da, vergiß das nicht


II

ich ging auf der strasse, nachts gerade eben:

ein polizeiwagen fährt sehr schnell vorbei, bremst in der parkbucht vor mir, ich stöpsele mir gerade die kopfhörer ins ohr, nehme sie gleich wieder heraus, zwei junge polizisten, einer von vorne, einer von hinten:

- personenkontrolle. dürfen wir ihren ausweis sehen?


- ich fürchte, ich habe keinen dabei.

- ein anderes dokument, mit dem sie sich ausweisen können.

- ich glaube nicht, ich schau mal. ... einen mitgliedsausweis vom filmmuseum - nein, ist bloß eine eintrittskarte. tut mir leid.

ich sehe mich schon auf der wache. frage mich, ob sie mich stattdesseb nach hause brächten, und wie meine wohnung ausschaut. und wie die wohnung wohl auf sie wirkte. dann noch einige fragen: name, wohnort, was ich mache. der eine bedankt sich, sie steigen ein, fahren schnell wieder los.

sie suchten wen. sie suchten was.


zweimal am selben tag

- warum immer ich?

- warum immer ich?

- könnte ich mich dahingehend ändern, daß ich saubere und aufgeräumte wohnungen habe?

- könnte ich mich dahingehend ändern, daß ich saubere und aufgeräumte taschen habe?

- wie müßte ich meine frisur und kleidung ändern, damit ich nicht immer kontrolliert werde?

- warum wäre ich tatsächlich bereit, das zu tun?

- oder geht es einfach darum, jemandem wie mir zu sagen: wir sind da, vergiß das nicht